Vom Loslassen, vom annehmen und der Kraft, die dadurch in dir frei wird

Es sind nicht die Menschen und Dinge, die wir loslassen müssen, es sind vielmehr die Geschichten, die wir uns davon erzählen, was dieser Mensch oder dieses Ding für uns tut.

Ja – für uns tut! Auch wenn der Mensch oder das Ding nicht wirklich etwas für uns tut, so ist es doch ein Gefühl in uns, was uns glauben lässt, wir würden gesehen und geliebt.

Die Angst nicht gesehen und nicht geliebt zu sein, ist es, die dir immer wieder Geschichten erzählt. Geschichten von Menschen in deren Nähe du dich besser fühlst, in deren Nähe du mutig bist. Die dich beschützen, dich nähren, dich wertvoll machen.

Über Jahrzehnte hinweg – begonnen in deiner Kindheit – hast du gelernt, dass du dich so verhalten und geben musst, wie andere es von dir erwarten. Wenn du dies nur tust, bekommst du Aufmerksamkeit und Liebe. Womöglich wirst du dafür in den Arm genommen, spürst dich angenommen. Der Preis den du dabei zahlst ist hoch. Im Grunde verkaufst du deine Seele für einen kleinen Moment des Glücks.

Niemand hat dich je gelehrt, dass alle Liebe IN dir liegt. Dass du so wie du bist perfekt, wertvoll und wundervoll bist. Noch immer machst du dein Wohlbefinden von anderen abhängig. Noch immer glaubst du den Geschichten in dir, die davon erzählen, wie wertlos du bist, wenn du diese Herausforderung nicht bewältigst, wie klein du bist, wenn du nicht große Dinge vollbringst. Die Scham in dir wiegt schwer. All die Enttäuschungen die du deinen Eltern bereitet hast. All die Fehlversuche, die dich glaube lassen, du würdest es nicht schaffen. All dein Glaube, deine Eltern würden dich mehr lieben, wenn du nur besser wärest.

Und es sind nicht nur deine Eltern, denen du etwas beweisen willst. Du selbst bist es, der du beweisen willst, wie weit du schon bist. Wie viele alte Muster du schon erlöst hast. Wie gut du dich mit dem Loslassen vertraut gemacht hast. Doch dann, in dem Moment, wo du glaubst es verstanden zu haben, kommt ein kleiner Engel daher und zeigt genau auf die Wunde in dir, die du bisher übersehen hast. Einem Fehler im System gleich, leuchtet ein rotes Lämpchen auf und schreit – ich kann nicht.

Das Loslassen von geliebten Menschen ist um so schwerer, je mehr du dich mit der Rolle identifizierst, der dieser Mensch in deinem Leben spielt, oder du in seinem.

Von meinem schmerzhaftesten Loslassen – dem meiner Tochter – habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben. Doch was macht es denn nun so schwer, einen Menschen loszulassen?

Und ich komme wieder auf oben erwähnte Worte zurück. Es ist die Geschichte, die wir damit verbinden. Die Schublade, in die wir diesen Menschen gesteckt haben. Die Rolle die wir für ihn ausgesucht haben. Ja – wir! Du ebenso wie ich. Das ist meine Tochter. Meine Eltern. Mein Partner. Mein Chef. Mein Freund. Meine Freundin. Mein Feind. Der Schuhverkäufer. Die Bäckerin.

NEIN – DAS sind sie nicht. Es sind Menschen, Engel beinahe schon, die dich ein Stück deines Weges begleiten. Engel, die dich spüren lassen, wo noch Wunden in dir sind. Engel, die mit liebender Seele genau die Punkte in dir berühren, die JETZT geheilt werden möchten. UND deine Seele wird dir nie mehr zumuten, als du jetzt auch erlösen kannst.

Wenn du in dir erkennst, welche Geschichte du mit diesem Menschen verbindest, welche Rolle er in deinem Leben spielt, und was wirklich dahinter liegt, kann deine Heilung beginnen. Spüre tief in dich hinein, welche Erwartungen du an diesen Menschen, diese Situation oder dieses Ding hast. WAS sollen sie dir geben? Wie willst du dich dadurch fühlen? Es ist nicht leicht diese Wahrheit in dir zu erlauben, denn es werden unzählige, aber ich brauch doch, aber ich kann doch nicht, aber ich liebe ihn/sie doch, auftauchen und dir erklären, was wieso nicht funktioniert. Wenn du WIRKLICH ehrlich mit dir bist, kannst du in diesem Moment erkennen, dass ein verletzter Anteil in dir versucht dich zu schützen. Doch was als Schutz gedacht ist, wird zur Falle, in der du dich verstrickst wie ein Fisch im Netz.

Verstehe mich bitte richtig. Ich sage nicht, dass all das was in der Erkenntnis des Loslassens in dir auftaucht falsch ist. Alles dort hat seine Berechtigung. Ebenso wie deine Liebe und dein Schmerz. Doch eben ist es der Schmerz, dem wir immer wieder auszuweichen versuchen. Anstatt an dieser Stelle zu sagen, oh, da ist Schmerz, Wut, Trauer in mir, weil ich diesen Menschen, dieses Ding nun loslassen muss, beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir es doch irgendwie in unserem Leben halten können. Und sei es nur als Erinnerung.

Klar ist eine Erinnerung schön und wertvoll, doch sie erfüllt ihren Zweck nur dann, wenn du sie wie ein Bild betrachten kannst, kurz spürst, ah, das war damals eine schöne Zeit, und weiter gehst. Sobald du beginnst, dich in der Geschichte zu verlieren hast du nicht losgelassen.

Es ist ein schmaler Grat zwischen, neutral daran und losgelassen und die Geschichte erzählen, und sich neu darin verstricken. Und so wie ich meine Tochter in dieses Leben gebracht habe, wie ich sie über viele Jahre intensiv begleitet habe, und an diesem einen Tag loslassen musste, damit sie ihr eigenes Leben leben kann, so ist es mit jedem Ding und Menschen. Ich kenne heute viele ihrer Erlebnisse und Geschichten nicht mehr. Bin manchmal erstaunt, wie tief in sich ruhend sie mir begegnet. Welche Ansichten sie hat, und solche, die nicht mit meinen übereinstimmen. Und es ist ok. Ich liebe sie, weil sie eine wundervolle Seele ist. Es gibt nichts, was sie mir geben müsste, oder ich ihr. Da IST Liebe. Einfach so. Wir kennen unsere Geschichten, manchmal sprechen wir darüber, und oft lachen wir gemeinsam über neue Erkenntnisse daraus.

Der Schmerz der in mir in diesem Loslassen geöffnet wurde, hatte NICHTS mit ihr zu tun. Es ist und war IMMER mein Schmerz. Meine Erinnerung. Eine Wunde in mir, die sich neben vielen anderen zeigen durfte. Jedes Gefühl ist IMMER deins. Es war nie das eines anderen. Der andere, ob nun Freund oder Feind ist ein Engel, der es dir ermöglicht, diese Wunde zu betrachten, die Geschichte zu entschlüsseln und dann loszulassen. Oder besser gesagt, damit im Frieden zu sein. Du kannst deine Gedanken an diesen Menschen nicht abstellen. Du kannst dich zwar zwingen, doch wem wäre damit gedient? Weißt du, wie wundervoll bittersüß es sein kann ab und zu mal in Erinnerungen zu schwelgen? Solange du dich nicht darin verlierst und in tiefe Trauer fällst ist alles gut.

Loslassen heißt im Grunde annehmen. Denn du nimmst die Energie, die andere für dich bereithalten, manchmal auch tragen, wieder zu dir zurück. Loslassen nimmt dir im Grunde nichts. Es gibt dir. Es gibt dir eine Vollständigkeit zurück. Deine Seelenanteile, deine Kraft, deine Liebe, all das, was du an andere abgegeben hast, weil du vergessen hast, wie vollständig und einzigartig du bist.

Kannst du spüren, wie dein Loslassen dich nicht von etwas befreit, sondern einen wertvollen Teil von dir selbst wieder zu dir zurückbringt? Denke daran, es sind die Geschichten, die du dir über das erzählst, was geschehen ist. Es ist der Schmerz in dir, dem du nicht begegnen willst. UND wie wundervoll wäre es, wenn du heute dem, mit Liebe und ohne Geschichte begegnest, was da in dir geheilt werden möchte?

great blessings

Sirut Sabine

ALLES ist mit allem verbunden, eingebunden in das Große Muster der Welt. Nur du selbst kannst herausfinden, wo dein Platz ist und wie du ihn voller Freude ausfüllen kannst. https://lebensradweg.de/

Wenn du Fragen und Anregungen für mich hast, schreibe sie doch einfach in den Kommentar, denn nur so kann ich erkennen was dir wichtig ist und ob der Beitrag wirklich unterstützend für dich ist.

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3 Gedanken zu “Vom Loslassen, vom annehmen und der Kraft, die dadurch in dir frei wird

  1. Liebe Sirut, Deine berührenden und tröstenden Worte kommen (mal wieder!) genau zum richtigen Zeitpunkt – oder vielleicht hat Dich mein letzter Blogartikel dazu inspiriert? Ich danke Dir jedenfalls von Herzen dafür!

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