
Die Phase der Trauer ist so individuell, wie das Sterben selbst. Ich habe ja in meinem Artikel Wie weit bin ich weg, wenn ich tot bin? vom Sterben meines Papa berichtet, und wie ich diese Zeit erlebt habe. Hier möchte ich diese Geschichte gerne fortsetzen, mit dem, was nach dem Tod eines geliebten Menschen geschieht, und wie wir als Angehörige diese Zeit erlebt haben,
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Was geschieht, wenn du realisierst, das die geliebte Person nun nie wieder in ihrer bisherigen Form an deiner Seite sein kann?
Wie fühlt es sich an, in ein leeres Zuhause zurückzukehren?
Wie kannst du mit deinem Schmerz umgehen?
Welche Hilfe kannst du erhalten, wenn du dich dafür öffnest?
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Diesen und anderen Fragen möchte ich hier auf den Grund gehen und dir anhand meiner Erlebnisse aufzeigen, was möglich ist, und vor allem, wie es möglich wird, mit dem Schmerz des Verlustes und der Trauer umzugehen.
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Neben dem Schmerz, der alle Aufmerksamkeit ausfüllt, gibt es so viel zu bedenken und zu erledigen. Wir haben uns als Familie am nächsten Tag versammelt, um einmal dass aufzuschreiben, von dem wir glaubten, dass es nun zu erledigen ist. Schmerzhaft und herausfordernd war es, den weiteren Familienmitgliedern zu erzählen, was geschehen war, konnten wir selbst doch noch nicht glauben, welchem Erlebnis wir beiwohnen durften. Ich schreibe bewusst „Erlebnis“, denn im Grunde war es eine Erfahrung, die keiner von uns in dieser Form je erlebt hatte, und die sich gleichsam als Ende und Neubeginn zeigte.
Gemeinsam sortierten wir uns erst einmal selbst, dann kam die Überlegung, wem wir Bescheid sagen mussten. Weitere Verwandte wurden angerufen. Ein Bestatter musste gefunden werden. Welche Vorstellungen hatte mein Papa für sein Begräbnis? Wen mussten wir noch kontaktieren? Versicherung? Pfarrerin?
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Unser aller Köpfe waren leer und doch so gefüllt mit den Bildern des vergangenen Abends. Ich sah seine Augen so klar vor mir. Und das sanfte Lächeln auf seinem Gesicht, als wir uns von ihm verabschiedeten. Liebevoll wurde er von den Schwestern und Pflegern in einem Nebenraum aufgebahrt. Dieser Abschied erschien mir in dem Moment schwerer und schmerzlicher, als die Momente, in denen ich gerade vor wenigen Mitnuten seinem letzten Atemzug begleiten durfte. Hier war er nun – der Moment des Abschieds. War ich bereit auch hier loszulassen? Ja, denn er hätte nicht gewollt, dass wir so ein großes Brimborium machten, und sein Lächeln bestärkte mich darin.
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Dieser „erste Tag danach“ war erfüllt mit Stille und Erzählung zugleich.
Es fühlte sich alles so fremd an, zeitlos. Schritt um Schritt – anders konnten wir diesen Tag nicht gehen. Nach einer Formalität folgte die nächste. Und in einer so großen Familie, mit der ich gesegnet bin, ist immer jemand da, der um den nächsten Schritt weiß.
Der Bestatter, der am Nachmittag vorbeikam, war eine große Unterstützung, denn er übernahm einige der wichtigen Aufgaben für uns. Klar war es nicht einfach, und in all dem Gefühlschaos suchten wir mehr Antworten, als dass wir Fragen wussten. Zum Glück hatte mein Bruder ein Info-Blatt aus dem Krankenheus mitgenommen, worin schon eine Art Checkliste enthalten war. Man organisiert ja nicht so oft ein Leben nach dem Tod eines Angehörigen.
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Auf das, was in den folgenden Tagen auf uns zukam, waren wir nicht gefasst, und es berührt mich noch im Nachhinein, wie viele Menschen, Freunde, Nachbarschaft und Familie sich zusammenfand.
Täglich war das Haus erfüllt mit mitfühlenden Menschen. Wir haben erzählt und uns erinnert. Eine Kiste nach der anderen, in denen Bilder der unterschiedlichsten Momente gesammelt waren, wurde aus dem Schrank geholt. So viel gab es zu erzählen. So viel zu erinnern. So gerne lauschten wir Kinder und die Enkelkinder den Geschichten meiner Mutter, über das Kennenlernen, die Begegnungen, Streiche und allem, was so ein Leben zu bieten hat.
Und selbst in den darauf folgenden Tagen, die Räume unserer Herzen waren zwar mit Trauer erfüllt, gab es schönen Geschichten mit Lachen und Freude, die jede/r einzelne mit meinem Papa erlebt hatte. Als die Pfarrerin dann da war, war sie erstaunt, wie gefasst meine Mutter war, und ich glaube, es lag vor allem daran, dass sie ununterbrochen Geschichten und Erlebnisse aus ihrem gemeinsamen Leben erzählte.
Weitere Einzelheiten zur Bestattung wurden besprochen, und da der Urlaub der Pfarrerin bevor stand, gab uns das noch einmal mehr Zeit, alles in Ruhe zu regeln. Erneut tauchen Fragen über Fragen auf. Termin der Bestattung, Nachkaffee, Verlauf der Trauerfeier, welche Musik, der Blumenschmuck. Vor allem auch, was musste direkt geklärt werden im Bezug auf Versicherungen, Konten u.ä.
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So eine Phase im Leben ist immer eine Chance, sich als Familie neu zu finden. Es ist eine Chance, alte Unklarheiten zu bereinigen, und in meiner Familie sind wir alle sehr viel näher zusammengerückt. Doch es gibt auch Familien, in denen es anders ist. Hier wird womöglich die Chance verpasst, oder die Beteiligten sind so sehr in ihren eigenen Verletzungen gefangen, dass eine Annäherung schwer möglich ist. Doch wann, wenn nicht nach so einem Erlebnis könnte man sich als Familie mehr aussöhnen?
Ich für mich kann nicht mehr zählen, wie oft ich in dieser Zeit die Treppen in unserem Haus auf und ab gelaufen bin. Zum einen immer wieder um für Besucher die Tür zu öffnen, und dann auch, um nach meiner Mutter zu schauen. Und in dieser ersten Woche, war immer jemand um sie herum, wo sie erzählen konnte, wo sie sich mitteilen konnte, um somit ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen.
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Etwas, was mir schon lange vor dem Tod meines Vaters sehr weitergeholfen hat, das Leben mit und nach dem Tod zu verstehen, war das Buch Zuhause in Gott: Über das Leben nach dem Tode – von Neale Donald Walsch. Auf sehr einfühlsame Art wird hier ein Weg beschrieben, den wir uns nur schwer vorstellen können. Und doch spürt sich jedes Wort davon in mir so wahr und klar an. Zugegeben, wer bisher noch nicht mit der spirituellen oder geistigen Ebene in Berührung kam, für den mag es etwas abgehoben erscheinen, doch dieses Buch gibt viele Schlüssel an die Hand, um zu verstehen, wie Leben und Tod funktionieren, ohne dabei trocken oder zu wissenschaftlich zu erscheinen.
Gerne möchte ich noch etwas einfügen, was es mir ermöglichte, tiefer an den teilweise verdrängten Schmerz der Trauer heranzukommen. Musik. Finde für dich Lieder, die dich wirklich berühren. Die dir vielleicht auch dabei helfen, dem Schmerz in dir eine Tür zu öffnen. Wenn du ähnlich wie ich tickst, hast du vielleicht auch Angst davor, nie wieder aufhören zu können zu weinen. Dem ist nicht so, wie ich selbst erleben durfte, und die Musik hat mir dabei sehr geholfen. Ich habe sogar eine eigene Playlist auf YouTube dafür eingerichtet … einfach mal so als Impuls für dich. Und ein Lied davon möchte ich gerne hier mit dir teilen. Unheilig – So wie du warst
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Was noch ein wertvoller Hinweis ist, auch wenn er sich vielleicht pietätlos anhören mag, Bestatter sind Dienstleister, und sie leben vom Sterben anderer. Also sei auch hier aufmerksam, denn im schlimmsten Fall rinnt dir mehr Geld durch die Finger, als du aufbringen kannst. Dazu möchte ich gerne erwähnen, dass der von uns ausgewählte Bestatter sehr humane Preise hat und auch darauf hingewiesen hat, für eine Einäscherung jetzt nicht den teuersten Sarg zu verwenden. Wie gesagt, es ist eine Dienstleistung wie vieles andere, und wenn dies bewusst ist, kann man auch klarer damit umgehen – auch im Schmerz des Verlustes.
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Etwas ganz besonderes ist mir in den vergangenen Tagen erst aufgefallen, und wenn du meinen Blog schon länger verfolgst weißt du, dass ich gerne auch das spirituelle mit dem menschlich-irdischen verbinde. Und als mir das Datum des Todestages noch einmal bewusst wurde, entdeckte ich einen numerologischen Hinweis, der mich tief berührte.
25.2.2019 = 21 = Die Welt im Tarot – ein Zyklus ist beendet
Die Frage danach, ob es Zufälle gibt, stellt sich mir nicht wirklich, da ich der tiefen Überzeugung bin, dass alles im Universum geführt und auf Seelenebene „abgesprochen“ ist. Somit zeigt sich in der Welt, dass es genau der passende Moment war um zu gehen. Dass sich womöglich noch einmal altes Karma erlöst hat. Dass wir alle die an diesem Tag zusammen waren ein viel größeres Bild erschaffen haben, als wir womöglich gerade erkennen können.
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Über dieses größere Bild und über meine Ängste möchte ich im dritten Teil dieser Serie schreiben. Dort geht es dann auch um die Frage des „bin ich weg wenn ich tot bin?“ die sich vor dem Sterben manch ein Mensch stellen könnte. Oder auch die Frage „wo bin ich, wenn ich tot bin?“ möchte ich aus meiner Perspektive dann noch beleuchten. Es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde, was nicht sichtbar ist, was womöglich auch bewusst verschwiegen oder nicht angesprochen wird, wo das Tabu des Sterbens wieder greift, weil man darüber ja nicht spricht, dass es meiner Meinung nach wirklich Zeit wird, einen anderen Blick auf Leben und Tod zumindest einmal zuzulassen. Ob oder wer dem dann Glauben schenkt, dass darf jede/r für sich herausfinden.
„BE YOURSELF – denn nur so kannst du dein Leben leben.“
Alles liebe zu dir
Sirut Sabine
Ich möchte dich mit meinen Beiträgen berühren und an deine Wahrheit erinnern, die in dir liegt. Wenn du Fragen und Anregungen für mich hast, schreibe sie doch einfach in den Kommentar, denn nur so kann ich erkennen was dir wichtig ist und ob der Beitrag wirklich unterstützend für dich ist.
Für deine persönliche Begleitung findest du hier alle weiteren Informationen.
ALLES ist mit allem verbunden, eingebunden in das Große Muster der Welt. Nur du selbst kannst herausfinden, wo dein Platz ist und wie du ihn voller Freude ausfüllen kannst.