
Viele Menschen tragen schmerzliche Erfahrungen der Kindheit noch heute in sich. Da sind Familien entzweit, weil ein Geheimnis vertuscht wird. Oder weil die Kinder unterschiedlich behandelt wurden. Neid und Missgunst werden geschürt, wenn beispielsweise die Jungen in den Himmel gehoben wurden, und die Mädchen für alles herhalten mussten. Oftmals sogar für die Streiche der Brüder bestraft wurden. Dann gibt es die Geschichten, in denen alkoholisierte Väter ihre Frauen und Kinder misshandelten, und hilflose Mütter daneben standen. Tiefe Traumata haben sich in die Zellen gefressen und verschließen Herzen. Mauern sind um Gefühle gebaut und lassen kaum Spielraum, die eigenen Grenzen zu erkennen.
Traurige Geschichten, die bei jeder Kleinigkeit wieder aufgerollt werden, oder so tief vergraben sind, das sich im Leben der betreffenden immer ein „hab acht Gefühl“ erkennen lässt. Selbst wenn der Mensch nach außen hin erwachsen erscheint, und – auch nach außen hin – einen gewissen Frieden mit der Vergangenheit geschlossen haben scheint, so wabern die alten Ängste und Schmerzen, all die Scham und Hoffnungslosigkeit doch durch den schönen Schein hindurch.
In meiner Familie hatte ich Glück, da körperliche Gewalt nicht vorkam. Zugegeben, wenn wir als Kinder etwas ausgefressen hatten, gab es die eine oder andere Ohrfeige, doch wiederholte, massive und grundlose Schläge kenne ich nicht. Das soll jetzt nicht heißen, dass meine Kindheit nur eitel Sonnenschein war, im Gegenteil, der Zorn erreicht mich eben einfach auf einer anderen Ebene. Psychischer und verbaler Missbrauch kann ebenso das Selbstwertgefühl zerstören, wie körperlicher. Und meine größten Kämpfe habe ich auf dieser Ebene ausgefochten.
Als Jugendliche galt ich womöglich als rebellisch und mein „Lieblingsfeind“ war mein Großvater, dem ich aber auch überhaupt nichts recht machen konnte. Da genügte es schon, wenn ich auf seinem Stuhl saß und schon war der schönste Streit im Gange. Du magst jetzt einwerfen, dass körperliche Gewalt noch einmal schwerwiegender für die Seele ist, da stimme ich dir sogar zu, weil eben der Schmerz nicht nur auf mentaler Ebene gespeichert wird, sondern als Schmerz auch auf körperlicher. Jedoch gibt es auch seelischen Schmerz, der durch verbale Übergriffe körperlich gespeichert wird.
Ich möchte jetzt auch nicht über all die Nuancen schreiben, wie Schmerz entstehen kann, oder welcher Missbrauch nun schlimmer ist. Viel mehr möchte ich dich – gerade jetzt zum Jahresende – dazu einladen, mit diesen Erinnerungen in Frieden zu kommen. Deine Seele hat dich sicher schon mehr als einmal darauf hingewiesen, dass sie diese Erinnerungen endlich heilen möchte, doch womöglich hast du dieses leise rufen überhört, oder es gab einen Zwischenfall, der dich wieder ins Vergessen getrieben hat.
Auch wenn du dir bisher noch nicht vorstellen kannst, wie diese schmerzlichen Erinnerungen geheilt werden können, so möchte ich dich dennoch bitten dir einmal die Frage zu stellen, ob du dazu bereit bist endlich deinen Frieden damit zu schließen. Stell dir doch nur mal vor, welche Lasten du damit ablegen könntest, und wieviel freier dein Leben dadurch würde.
Es geht nicht darum, dem Täter seine Verantwortung abzunehmen, es geht darum, dass du in dir deinen Frieden wieder findest. Irgendwann kann daraus vielleicht Vergebung werden, doch das ist ein Weg, den nur du gehen kannst. Dein Loslassen ist ein Anfang, der dich dabei unterstützen kann, doch die Entscheidung diesen Weg zu gehen liegt in deiner Bereitschaft, deiner Seele zu folgen und dein Herz zu öffnen.
So viele Seelen habe sich so große Geschichten ausgesucht, so teilweise schwere Schicksale, dass es mir in der Seele schmerzt mit anzusehen, wie sie in ihrer alten Schuld gefangen sind. Doch ich habe auch schon viele Seelen erlebt, die durch das Loslassen ihrer Anhaftung an die alten Geschichten wieder zu ihrem strahlenden Licht zurückgefunden haben.
Wir alle als Menschheit sind auf dem Weg immer bewusster zu werden, immer mehr in unsere Eigenverantwortung hinein zu wachsen, und dazu gehört dann eben auch, dass wir alle Schuldzuweisungen und Selbstvorwürfe heilen dürfen. Denn so oft sind es eben auch die Selbstvorwürfe, die uns daran zweifeln lassen, dass wir es verdient haben ein glückliches und freudvolles Leben führen zu dürfen.
In Liebe.
Sirut Sabine
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© Sirut Sabine Haller
Es ist wirklich nicht so einfach, weil die Heilung in kleinen Schritten voran schreitet.
Aber ich glaube, jeder bemüht sich auf seine Weise.
Alles Liebe zu Dir
Gabi
Ja klar liebe Gabi, die Heilung der Vergangenheit braucht Zeit, und jeder geht diese Schritte in seinem Thempo. Und es ist sogar wichtig, und auch meist von der Seele so eingerichtet, das immer genau das Thema angeschaut und geheilt werden darf, was gerade „dran“ ist. Auch wenn es zum Zeitpunkt des bearbeitens scheinbar riesig und unüberwindbar erscheint. Die Seele weiß ganz genau, was wann wo geheilt werden kann.
Herzensgrüße
Sirut Sabine
Stimmt, die Seele gibt nur so viel frei, wie der Mensch die Kraft besitzt es anzugehen.
Man muss es halt auch tun. Und genau da sitzt der Teufel der Abwehr.
Viele bräuchten Hilfe beim Hinsehen und Aufarbeiten, scheuen sich aber davor. Was wiederum nachvollziehbar ist, aber eigentlich selbstbremsend.
Ich wünschte mir, dass die Menschen die schwere Last zu tragen haben, mutiger werden, und lernen sich mitzuteilen.
Denn nicht umsonst heißt das Sprichwort: Geteiltes Leid, ist halbes Leid! Und: Einer trage des Anderen Last.
In diesem Sinne, hab noch eine schöne vorweihnachtliche Zeit und alles Liebe zu Dir
Gabi