
„Bitte, zeig mir die Wahrhaftigkeit meiner Seele“, bat der erschöpfte Wanderer die Alte, die ihm wortlos einen Spiegel reichte. „Schau hinein und sage mir, was du siehst.“ Etwas verwundert, doch auch weil der Wanderer nach so vielen Jahren der vergeblichen Suche nach einer Antwort zu jedem Risiko bereit war nahm er den Spiegel und schaute hinein. „Ich sehe ein so wundervoll hell strahlendes Licht darin, dass es zutiefst mein Herz berührt und mir die Gewissheit schenkt, das ich immer und zu jeder Zeit von Gott geliebt und gehalten bin.“ Dem Wanderer stranden noch die Tränen in den Augen, ob der tiefen Berührung seines Herzens, als er der Alten den Spiegel zurückgab.
„Bitte, zeige mir nun welchen Weg meine Seele als nächstes gehen möchte. Ich bin so lang schon auf der Suche danach, das ich nicht weiß, wo ich noch eine Richtung finden soll.“ Erwartungsvoll blickt er zu der Alten, die ihm abermals den Spiegel reichte. „Schau hinein und sage mir, was du siehst.“ Noch mehr verwundert als zu Beginn, und mit dem Gedanken, ob die Alte ihn wohl verstanden hätte, nahm er zögerlich den Spiegel entgegen. Die Alte nickte ihm auffordernd zu. Neugierig und mit klopfendem Herzen schaut der Wanderer erneut in den Spiegel. „Der ist wohl kaputt! Ich kann überhaupt nichts sehen! Da ist nur schwarz.“
„Schau genauer!“ fordert die Alte ihn auf. Erneut schaut er in den Spiegel. Wieder nichts. Er kneift ein wenig die Augen zusammen und es scheint ihm ein winzig kleines Leuchten im tiefen Schwarz des Spiegels erkannt zu haben. Seiner nicht sicher ob es doch nur der Widerschein der flackernden Kerze war, gab er den Spiegel zurück. „Nun, du hast mir nicht gesagt, was du gesehen hast:“, sprach die Alte. „Ich bin mir nicht sicher, doch der Spiegel war so tief schwarz, das ich nichts erkennen konnte.“ „Dann ist es für dich an der Zeit in dem tiefen Dunkel deiner Seele nach deinem Weg zu suchen. Nur dort kannst du finden, was du bisher noch nicht gefunden hast.“ „Woher weißt du, was ich zu finden auf der Suche bin?“ „Der Spiegel hat es mir gesagt.“
Verwundert schaut der Wanderer in die klaren Augen der Alten, als diese zu sprechen begann: „Schon seit du dich erinnern kannst, bist du auf der Suche nach deiner Seele. Du hast die ganze Welt danach abgesucht und nichts gefunden. Du hast alle möglichen Glaubensmuster in dir bereinigt, hast begonnen zu meditieren, übst dich in Stille und Yoga. Nur du selbst weißt, was du schon alles versucht hast. Und ich zeige dir die Antwort und du verstehst sie nicht. Doch ich will es dir erklären. In deinem ganzen sehnen und suchen deine Seele zu finden hast du bisher immer versucht dem Licht näher zu kommen. Du bist von Engeln begleitet, das ist wohl wahr, doch diese wollen dir schon so lange einen neuen Weg zeigen, du allerdings sperrst dich dagegen, verläufst dich auf der Welt Pfaden. Gehe den Weg nach innen, auch wenn du in deinen vielen Praktiken einen Hauch davon erforscht hast. Doch du hast NIEMALS die Dunkelheit IN dir akzeptiert! Die Dunkelheit in dir sehnt sich danach mit deinem Licht eins zu werden. Und glaube mir, du könntest dein Licht nicht sehen, wenn da nicht die Dunkelheit wäre.“
Der Wanderer wollte eben Luftholen um sich zu rechtfertigen, doch die Alte sprach weiter: „Ich brauche deine Erklärung nicht. Auch das Licht braucht deine Erklärung nicht. Fühle in dein Herz, ob du selbst sie brauchst. Womöglich als Ausrede dafür, bisher nicht wahrhaftig ehrlich mit dir gewesen zu sein. Oder einfach, weil da noch innere Anteile sind, die dich dermaßen unter Druck setzen, dass du nicht anders kannst. Dies ist der Ort, an dem deine Heilung beginnt. Schließe Frieden mit deiner Dunkelheit. Erkenne für dich an, das da womöglich eine tiefe schwärze in dir ist, doch verurteile dich nicht dafür. Dies ist in jedem Menschen so. Das Licht kann nicht ohne die Dunkelheit sein. Das eine gehört zum anderen. Es sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.“ Der Wanderer schwieg. Tief in seinem Herzen wusste er nun wohin ihn sein Weg führen würde, und dort erkannte er auch, dass er im dunklen Spiegel seinen eigenen Lichtfunken gesehen hatte. Wenn auch nur schemenhaft, doch er hatte ihn erkannt. Dankend verabschiedet er sich von der Alten und beginnt seinen Nachhauseweg.
© 10.01.2016 Lebensradweg – Sirut Sabine Haller
In Liebe.
Sirut Sabine
ALLES ist mit allem verbunden, eingebunden in das Große Muster der Welt. Nur du selbst kannst herausfinden, wo dein Platz ist und wie du ihn voller Freude ausfüllen kannst.
Gerne unterstütze ich dich dabei, deinen Weg zu erkennen um ihm zu folgen.
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© Sirut Sabine Haller
Wow, das ist wirklich richtig, richtig toll. Welch ein wundervolles Geschenk deiner Seele an dich und an uns alle, die dies lesen und in sich wirken lassen dürfen. 😉
Ganz liebe Grüße,
Ursula
Danke liebe Ursula,
ja, auch ich bin immer wieder zutiefst berührt, nach fast einem Jahr zu erkennen – oder besser ausgedrückt – nachzuspüren, welche Kraft da zum Vorschein kam. Noch heute spüre ich, wie berührt ich war, als ich unter Tränen die letzten Worte schrieb.
Danke, das ich mich erinnern durfte 🙂